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20.02.2011 |
Was machen Sie eigentlich so in Ihrer Freizeit, Dr. Pfeiffer ? |
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Weil ich letzte Woche mehrfach in der Praxis darauf angesprochen wurde, dass ich so erholt aussehe , als ob ich beim Ski-Fahren gewesen wäre, sehe ich mich veranlasst, mich hiermit zu outen : ich bin kein Ski-Fahrer. Was mich fit und jung hält , ist mich mit Dingen zu beschäftigen, die neu und anregend sind, die spannend sind und die – wie neuere Hirnforschung herausgefunden hat- die Glückshormone im Gehirn anregen. Ich bin unglaublich gerne auf Fortbildungen, wo ich neue Dinge höre und erfahre und interessante Ideen und Menschen kennen lerne.
In Stuttgart, wo ich groß geworden bin, war Skifahren damals kein Thema und in Tübingen, wo ich vor meiner Mediziner-Zeit studierte, war Sport ( an einer geisteswissenschaftlichen Universität ) erst recht ziemlich out. Im dortigen
Leibniz-Kolleg hatten wir ein entspanntes und anregendes Klima wie in englischen Colleges, wo nicht nur in den Grenzen es eigenen Fachgebiets dikutiert wird, sondern fächerübergreifend auch über Grundsatzfragen. Erst kürzlich trafen wir Ehemaligen uns um ein Alumni-Netzwerk nach dem Vorbild anglo-amerikanischer Hochschulen ins Leben zu rufen, mit dem wir jungen Studentinnen und Studenten dabei unterstützen wollen, sich im Sinne eines Studium generale materiell sorgenfrei mit den grundlegenden Fragen unseres Daseins und Wirkens in der Welt auseinander setzen zu können.
www.uni-tuebingen.de/uni/yui03
Und aktuell im Februar ?
Am Mittwoch , den 9.Februar lud die Universitäts-Frauenklinik Ulm ein zu
„What´s new ? Neues in der Therapie des Mammakarzinoms von San Antonio“.
Ärztinnen und Ärzte der Frauenklinik gaben einen Überblick über die neuesten Studienergebnisse zur Vorbeugung, Abklärung und Behandlung des Mammakarzinoms ( Brustkrebs ), die aktuell auf dem weltweit größten und bedeutendsten Symposium in San Antonio Texas zu diesem Thema vorgetragen wurden.
www.uniklinik-ulm.de/struktur/kliniken/frauenheilkunde-und-geburtshilfe/home/fuer-aerzte-und-studierende/fortbildungen-und-veranstaltungen.html
Am interessantesten fand ich den Bericht von Prof. Georg Sauer über die intraoperative Strahlentherapie: diese scheint mir ähnlich revolutionär zu sein wie die Anfänge der brusterhaltenden Therapie.
Hatte früher die Devise gegolten: „Großer Chirurg - große Operation“, hatten in den 80er Jahren mutige Frauenärzte in England und in Italien damit begonnen, brusterhaltend zu operieren. Sie wurden von den Chirurgen als leichtfertige Frauenversteher beschimpft, die aus Gefühlsduselei die Prognose der Frauen aufs Spiel setzten. Es stellte sich aber heraus, dass die Überlebensrate genauso gut war , bei deutlich besserer Lebensqualität der Frauen. Heute ist die brusterhaltene Therapie – wann immer möglich – der Standard.
Später wurden nicht mehr alle Achsel-Lymphknoten ausgeräumt ( was häufig zu belastenden Lymphödemen führte = Schwellungen im Arm ), sondern nur noch der „Wächter-Lymphknoten“. Die Prognose bei unauffälligem Lymphknotenstatus blieb genauso gut – die Lebensqualität verbesserte sich wiederum deutlich !
Und nun scheint es so zu sein, dass eine circa 50-minütige Bestrahlung während der brusterhaltenden Therapie bei unauffälligem Wächterlymphknoten genauso gute Langzeitergebnisse bringt wie eine 10-wöchige konventionelle Nachbestrahlung nach der Operation – aber ohne die Strahlenfolgen wie Verhärtung der Brust, Berührungsempfindlichkeit, Strahlenkatern und Pigmentverschiebung.
Am Wochenende 11.- 12. Februar traf sich in Stuttgart das SchwangerschaftCompetenceCenter , das von Berufsverband der Frauenärzte unterstützt wird und an dem ich auch teilnahm.
Weil das durchschnittliche Alter deutscher Frauen bei der ersten Schwangerschaft mittlerweile über 31 Jahren liegt, stellen sich ganz neue Fragen im Vergleich zu vor 10 Jahren, als das durchschnittliche Alter der Frau bei der ersten Schwangerschaft noch bei 26 Jahren lag.
Was kann man tun, um seine Fruchtbarkeit zu erhalten ? Wie kann man als Arzt bei Kinderwunsch beraten ? Wie sieht eine mutterschaftsorientierte Vorsorge aus ? Alles Fragen, mit dem sich unser SAFE-Konzept ( das Gesundheitskonzept für die junge Frau ) schon seit Jahren beschäftigt.
Weiter ging es um die Ernährungsberatung in der Schwangerschaft. Es gehört zu den spannenden Fragen der vorgeburtlichen Medizin, wie das Ungeborene durch den Stoffwechsel und den Kreislauf der Mutter beeinflusst und geprägt wird :
„ fetal programming“ – der Mensch ist, was seine Mutter isst !
Der Mensch wird nicht nur genetisch geprägt.
www.der-schwangerschaftsratgeber.de/index2.php5
Insbesondere, was die Versorgung mit Mikro-Nährstoffen wie Vitamin D, Vitamin B6 und B12 sowie Folat, Eisen, Jod und Kalzium anbetrifft, herrscht
ziemliche Verunsicherung. Hinweise zur Ernährung und insbesondere zur Verhütung des Schwangerschafts-Diabetes finden Sie unter :
www.bfr.bund.de
Und zu Fragen rund ums Stillen:
www.bfr.bund.de/cd/2404
Eine gesunde Lebensweise, neudeutsch : lifestyle , bedeutet auch Sport zu treiben.
Was für Sportarten darf man weiter betreiben und was ist zu beachten ?
www.sportundschwangerschaft.de
Wie hilfreich sind Omega-3-Fettsäuren in Hinblick auf die Verringerung der Frühgeburtlichkeit und das atopische Ekzem ?
Wie kann man Infektionskrankheiten und Frühgeburtlichkeit vorbeugen ? Wie sieht es mit der Situation am Arbeitsplatz aus ?
www.embryotox.de
Und am Mittwoch, dem 16. Februar ging es in Augsburg um die neuen Kodier-Richtlinien, die für die Ärzte im niedergelassenen Bereich eingeführt werden sollen.
Analog zu den DRGs in der Klinik, wo den Kliniken das Geld nach dem Schweregrad der zu behandelnden Krankheiten zugeteilt wird, soll diese Regelung nun auch für die Praxen gelten.
Es handelt sich dabei um einen immensen zusätzlichen Verwaltungsaufwand, der in den Kliniken dazu geführt hat, dass die Ärzte sich zunehmend mehr mit Verwaltungsaufgaben zu beschäftigen haben, so dass Ihnen immer weniger Zeit für Ihre eigentliche Aufgabe, die Arbeit mit dem Patient, zur Verfügung steht. Die Folgen sind bekannt : immer mehr gut ( und auf Kosten der Steuerzahler ) ausgebildete junge Ärzte gehen lieber nach Skandinavien, England und Nordamerika, wo sie mit vernünftigen Arbeitszeiten und angemessener Bezahlung mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit haben und damit auch mehr Zufriedenheit im Beruf.
Mittlerweile wurden die DRGs in Australien, von wo die Bundesrepublik sie übernommen hat, wieder abgeschafft. Was lernen wir daraus in Deutschland ?
Offensichtlich dies : weil flächendeckend wegen der Überalterung der Ärzte bald ein Ärztemangel droht, sollen nun – anstatt den Beruf für die jungen Ärzte attraktiver zu machen – noch mehr bürokratische Hemmnisse eingeführt werden.
Angestoßen durch die „Gesundheitsreform“ – bei der es nur ums Sparen und die Umverteilung der knapper werdenden Mittel geht – sollen nun die Krankenkassen soviel Geld aus dem „Gesundheitstopf“ bekommen, wie es dem Anteil ihrer schwerkranken Mitglieder entspricht. An sich eine ganz vernünftige und nachvollziehbare Überlegung.
Der Haken daran ist : die Krankenkassen haben plötzlich ein Interesse daran, möglichst viele "kranke Patienten" zu haben. Dieses Interesse deckt sich mit dem wirtschaftlichen Denken vieler Kliniken nach der Gleichung : viele Diagnosen – viel Geld. Und tatsächlich stellte sich heraus, dass die deutsche ( im Krankenhaus behandelte ) Bevölkerung von einem Tag auf den anderen schlagartig „kränker“ wurde, dass ein Drittel der Krankenhaus-Abrechnungen fehlerhaft war.
Anstatt nun aus diesem Desaster zu lernen,
mehr Geld in die Prävention zu stecken, damit dei Menschen gesundheitsbewußter werden und leben, hat die Politik beschlossen, diese Regelungen nun auch im sogenannten ambulanten Bereich einführen zu wollen.
Mehrere Petitionsanträge der deutschen Ärzteschaft an den Deutschen Bundestag wurden im Vorfeld abgelehnt und auch die baden-württembergischen und unsere Lokal-Politiker haben die Anträge der Ärzteschaft, dieses neue Bürokratiemonster zu verhindern, bisher nicht unterstützt. Bundesgesundheitsminister Rösler – selber Arzt - hat nun zu verstehen gegeben, dass er die Einwände versteht und deshalb die Inkraftsetzung der Regelung zum 1.Januar bzw 1. Juli aussetzt.
Ob dies dazu führt, dass der Ärzteschaft und Ihnen diese „Reform“ erspart bleibt, wird die Zukunft zeigen. Nach dem Pfadfindergrundsatz „Be prepared“ oder „Allzeit bereit“ hat ich mich auf jeden Fall schon mal kundig gemacht – um sich und Ihnen diesen kostenintensiven Unsinn zu ersparen, der wieder einmal nur der Bürokratie helfen würde.
Und dieses Wochenende ? Familie – relaxen/chillen – Kino : „Die singende Stadt“ und „The King´s speech“ und ...( täglich eine gute Tat )... eben diese News ..... |
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